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"Es ist fünf vor Zwölf"

17.03.2011 22:35
Frank Harnack
Was erwartet der SSB-Vize von Gesprächen mit der Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados
Mit einem dramatischen Appell an die Öffentlichkeit machten der Stadt-sportbund Halle und Vertreter hallescher Sportvereine im Februar auf die dramatische Lage der Gemeinschaften aufmerksam. USV-Geschäftsführer Dr. Thomas Prochnow zählte zu den maßgeblichen Initiatoren der Aktion. Er gab dem USV-Pressedienst jetzt ein Interview. Die Proteste der halleschen Sportvereine gegen die drastischen Spar- und Kürzungspläne der Stadt scheinen etwas zu bewirken. OB Szabados hat einen Gesprächstermin angeboten. Ist das ein gutes Zeichen? Prochnow: Miteinander zu kommunizieren ist immer ein gutes und in die-sem Fall auch zwingend notwendiges Zeichen. Glauben Sie, dass hinter diesem Angebot Ernsthaftigkeit steckt oder das es nur vorgeschoben ist, um die Gemüter zu beruhigen? Prochnow: Wir gehen fest davon aus, dass das Gesprächsangebot einen ernsthaften Charakter besitzt und wir gemeinsam nach Lösungen suchen werden. Wie schnell muss dieses Gespräch stattfinden? Drängt die Zeit? Prochnow: Es ist fünf vor Zwölf. Den halleschen Sportvereinen steht finan-ziell das Wasser bis zum Hals. Einen Gesprächstermin haben wir bereits bekommen. Wir werden uns am 22. März im Rahmen der Vereinsratssit-zung unterhalten. Vorgespräche mit dem Dezernenten sowie dem Leiter der Stabsstelle Sport haben bereits stattgefunden. Mit welchen konkreten Forderungen an OB und die Stadt gehen Sie in die-ses Gespräch? Prochnow: Der Katalog ist sehr umfangreich. Vor allem fordern wird struk-turelle Veränderungen in der Beziehung zwischen Stadtverwaltung und Sport, die zu einer schnelleren Lösung dringlicher Probleme führen muss. Zudem stehen die Fragen der Fördermittelzahlungen für die Pachtverträge mit den Vereinen sowie die Regelung der Bezuschussung der lizensierten Übungsleiter, die die Seele jedes Vereins darstellen, im Mittelpunkt der Ver-handlungen. Unser Ziel bei den Verhandlungen ist es, finanzielle Planungs-sicherheit und damit die Absicherung aller Facetten des Sports in Halle zu erreichen Glauben Sie, dass die Stadt angesichts der desolaten Finanzlage auf diese Forderungen eingehen wird? Prochnow: Die sportliche Basis in Halle trägt bereits seit Jahren erheblich zur Konsolidierung der Stadtkasse bei. Fast 50 Vereine haben durch Pacht-verträge die Stadt finanziell entlastet und Eigenverantwortung übernommen. Die Vereine sind bereit, weitere Schritte zu gehen, aber ganz auf die Unter-stützung der Stadt zu verzichten, würde bedeuten, die Sportstadt Halle zu-zuschließen. Die starke sozialgesellschaftliche Verantwortung, die der Sport übernimmt, sollte von der Stadt erkannt und auch künftig unterstützt werden. Was muss passieren, wenn die Stadt den Sportvereinen die kalte Schulter zeigt? Sie sprachen im Februar von Streik und Demonstrationen. Prochnow: Wir wollen jetzt nicht von Streik und Demonstrationen sprechen, sondern den konstruktiven Dialog suchen, um Lösungen zu finden. Welches Feedback gab es denn bisher von den halleschen Sportvereinen auf Ihren Vorstoß im Februar? Prochnow: Die halleschen Sportvereine haben sehr positiv auf die Aktion des Stadtsportbundes reagiert. Sie haben sich in den Prozess zunehmend eingebracht und unterstützen das weitere Vorgehen des SSB. Bei der nächsten Vereinsratssitzung werden die Sportvereine die gemeinsamen Forderungen noch einmal unterstreichen. Wie Sie selbst schon anführten, haben die Sportvereine in Halle über viele Jahre hinweg schon kräftig beim konsolidieren des städtischen Haushaltes mitgeholfen. Das scheint aber noch nicht genug zu sein. Worauf müssen sich die Sportvereine künftig den einstellen? Prochnow: Die Sportvereine der Zukunft werden eigenständiger und unab-hängiger von öffentlichen Fördermitteln agieren müssen. Sie werden nach ausgewogenen Finanzkonzepten arbeiten und einen höheren Service für die Mitglieder bieten sowie Vereinseigentum schaffen müssen. In di