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Stadtrat versenkt Wildwasserpark.
12.09.2011 15:20
Der Mittwochssturm vom 24.08.2011 hätte bedeutsamer kaum sein können. Die mit dem Verein gewachsene fast 60jährige Weide lag eine Woche vor dem Stadtratsbeschluss vom 31.08.2011 auf dem Dach des Vereinshauses. Damit gab sie zwar den uneingeschränkten Blick frei auf den Einstieg des geplanten Wildwasserparks, aber nun wird dieser Blick mit Wehmut erfüllt sein.
Erstes Fazit ist nach über zwölfjährigem Bemühen um den Wildwasserpark, dass der Verein mit einem unbändigen Willen das Planfeststellungsverfahren erreicht und dieses mit eingeworbenen Eigenmitteln durch DOW Chemical auch bezahlt hat, aber keine politische und und stadtwirtschafliche Lobby für das Projekt bekam. 2 Mio Euro sind für den Verein bei 60% EFRE Förderung ohne Lobby nicht zu stemmen.
Mehr als fünf alternierende Vorschläge zur Finanzierung des Projektes, vor und nach der Planung der Wasserkraftanlage der Stadtwerke Halle, mussten verworfen und neu erarbeitet werden um am Projektziel festzuhalten. Dafür gilt der laut ausgesprochene Dank an alle BSV - Projektbeteiligten. Der Satz: Wer etwas will findet Wege. Wer etwas nicht will findet Gründe. begleitete die ehrenamtlich arbeitenden Projektmitarbeiter im letzten Jahr fast auf zynische Weise, bei der Vielzahl vorgebrachter Gutachten und kleiner Nebenschauplätze. Hier hätte die Stadt Halle ein großartiges touristisches und sportpolitisches Ausrufezeichen setzen können. Sie tat es nicht.
Schade ist dies insbesondere für die fünf neu an der Sportschule Halle eingeschulten Slalom-Kanuten. Denn die Wildwasser - Trainingsstrecke am Böllberger Wehr wird durch eine private Wasserkraftanlage das Training zukünftig stark behindern. Der nun abgelehnte Wildwasserpark hätte für die Kanuten des Landesleistungszentrums Halle neben optimalen Trainingsmöglichkeiten auch die Chance für eine eigene Wettkampfstrecke geboten. So steht der BSV Halle als erfolgreicher Verein nach wie vor ohne Wettkampfstrecke da.
Zwischen 1990 und 2011 erkämpften die Böllberger Kanuten international 19 x Gold, 19 x Silber, 9 x Bronze, drei Olympiateilnahmen - davon 1 x Silber, 1 x Bronze, eine Vielzahl von Weltmeister- und Europameistertiteln und viele Deutsche Meister in der Leistungsklasse. Dies nehmen sich die über 40 aktiven Nachwuchskanuten zum Vorbild und erkämpfen jährlich außerhalb der Stadtgrenzen nationale und internationale Meriten, wie zuletzt Lisa Fritsche mit dem Doppel-Europameistertitel. Eine angemessene Würdigung dieser ehrenamtlich, auch für die Stadt Halle, erbrachten Leistungen steht seit langem aus. Dies ist für alle leistungsorientiert Arbeitenden auf die Dauer stark frustrierend, wenn ausschliesslich in Prestigeprojekte wie das 17 Mio teure Stadion und die 12 Mio teure Schwimmhalle investiert wird und das Projekt WWP mit einem angeblichen 60.000 Euro Defizit* im Jahr versenkt wird.
Die Antwort hierauf wird die Zeit geben, ob es die Stadträte mit ihrer Entscheidung geschafft haben, den BSV Halle seiner leistungssportlich orientierte Zukunft beraubt zu haben.
* Dies ist das von den Stadtwerke Halle angegebene Defizit durch Wasserschwund in der Wasserkraftanlage durch den Wildwasserpark. Hier hat der BSV detaillierte Vorschläge zur Kompensation des Defizits gegenüber den Stadtwerken Halle unterbreitet.