Betriebskostenbeteiligung beschlossen – SSB kritisiert!
Der Stadtrat der Stadt Halle (Saale) hat im letzten Stadtrat des Jahres 2025 die Einführung einer Betriebskostenbeteiligung (BKB) für Sportvereine beschlossen. Der Stadtsportbund Halle e.V. nimmt diese Entscheidung mit großer Sorge zur Kenntnis und sieht weiterhin erheblichen Klärungs- und Gesprächsbedarf.
Bereits im Vorfeld hatte der Stadtsportbund wiederholt darauf hingewiesen, dass eine so weitreichende Entscheidung nur im engen Austausch mit den betroffenen Vereinen sinnvoll vorbereitet werden kann. Dieser Austausch hat aus Sicht des Stadtsportbundes nicht in dem erforderlichen Umfang stattgefunden. Bedarfe, Rahmenbedingungen und reale Handlungsspielräume der Vereine wurden nicht systematisch erhoben oder gemeinsam diskutiert.
Offene Fragen zur Umsetzung und Evaluation
Die beschlossene Änderung der Sportstättenbenutzungssatzung sieht eine schrittweise Einführung der Betriebskostenbeteiligung sowie eine Evaluation vor. Aus Sicht des Stadtsportbundes bleiben hierbei jedoch zentrale Fragen offen. Es ist bislang nicht klar geregelt, wer diese Evaluation durchführen soll, welche konkreten Inhalte überprüft werden, auf welcher Datenbasis dies erfolgen soll und ob hierfür ausreichende personelle oder finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen.
Auch die vorgesehene Reduzierung der Betriebskostenbeteiligung in Abhängigkeit vom Anteil von Kindern und Jugendlichen wirft praktische Fragen auf. Für derzeit rund 187 Sportvereine, hinzu kommen Fachverbände und freie Träger, müssten regelmäßig verlässliche und aktuelle Daten erhoben, geprüft und fortgeschrieben werden. Der damit verbundene Verwaltungsaufwand erscheint erheblich und steht aus Sicht des Stadtsportbundes in einem Spannungsverhältnis zum Ziel der Haushaltskonsolidierung.
Verhältnismäßigkeit und Fairness
Der organisierte Sport wird aus dem städtischen Haushalt mit rund 0,14 Prozent der Gesamtmittel gefördert. Vor diesem Hintergrund stellt sich für den Stadtsportbund die Frage der Verhältnismäßigkeit der nun beschlossenen Mehrbelastung. Besonders aufmerksam verfolgt wurde, dass der Konsolidierungsbeitrag des Geschäftsbereichs III zu einem sehr großen Teil durch den Sport erbracht werden soll, obwohl dieser nur einer von mehreren Fachbereichen ist.
Der Stadtsportbund betont, dass Fairness und Ausgewogenheit zentrale Werte des Sports sind – sowohl im Wettkampf als auch im gesellschaftlichen Miteinander. Diese Werte sollten sich auch in politischen Entscheidungsprozessen widerspiegeln.
Engagement der Vereine für die Stadtgesellschaft
Viele Sportvereine in Halle engagieren sich weit über den eigentlichen Sportbetrieb hinaus für das Gemeinwohl. Ein sichtbares Beispiel ist die Sportwiese beim Laternenfest, bei der zahlreiche Vereine mit hohem ehrenamtlichem Einsatz und erheblichem zeitlichem Aufwand dazu beitragen, dass das Fest als positives Aushängeschild der Stadt wahrgenommen wird.
Dieses Engagement erfolgt aus Überzeugung und im Sinne der Stadtgesellschaft. Umso wichtiger ist aus Sicht des Stadtsportbundes ein partnerschaftlicher Umgang zwischen Stadt und Vereinen, der dieses Engagement anerkennt und unterstützt.
Bedeutung des Sports für die Stadt
Sportvereine leisten einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsförderung, zur sozialen Teilhabe, zur Integration, zur Jugendarbeit und zum Ehrenamt. Veränderungen der finanziellen Rahmenbedingungen wirken sich daher nicht nur auf den Sport selbst aus, sondern auch auf andere gesellschaftliche Bereiche. Langfristige Folgewirkungen sollten bei allen Entscheidungen sorgfältig mitgedacht werden.
Ausblick: Dialog und gemeinsame Lösungen
Der Stadtsportbund Halle e.V. respektiert die Entscheidung des Stadtrates, hält jedoch einen offenen und konstruktiven Dialog für dringend erforderlich. Entscheidungen mit langfristiger Wirkung auf den organisierten Sport sollten gemeinsam mit den betroffenen Akteuren weiterentwickelt und begleitet werden.
„Wir stehen jederzeit für Gespräche zur Verfügung“, so Geschäftsführer Carsten Voigt. „Unser Ziel ist es, gemeinsam Lösungen zu finden, die sowohl den finanziellen Herausforderungen der Stadt als auch der gesellschaftlichen Bedeutung des Sports gerecht werden.“
Der Stadtsportbund ruft Verwaltung und Politik dazu auf, den weiteren Prozess transparent, dialogorientiert und partnerschaftlich zu gestalten – im Interesse der Sportvereine, der Ehrenamtlichen und der gesamten Stadtgesellschaft.
Kurz-FAQ: Betriebskostenbeteiligung (BKB) für Sportvereine in Halle
Was wurde beschlossen?
Der Stadtrat der Stadt Halle (Saale) hat eine Betriebskostenbeteiligung für Sportvereine beschlossen. Vereine müssen sich künftig an den Betriebskosten städtischer Sportstätten beteiligen.
Ab wann gilt die BKB?
Ab 1. Juli 2026, mit einer stufenweisen Erhöhung bis 2029.
Wie hoch ist die BKB?
- ab 01.07.2026: 2,38 € pro Stunde
- 2027: 3,57 € pro Stunde
- 2028: 4,76 € pro Stunde
- ab 2029: 5,95 € pro Stunde
(jeweils inkl. Umsatzsteuer)
Ist eine Evaluierung vorgesehen?
Ja. Bis 2027 soll eine Evaluation zur Angemessenheit der Betriebskostenbeteiligung erfolgen. Der Stadtsportbund weist jedoch darauf hin, dass bislang offen ist, wer diese Evaluation durchführt, welche Kriterien angewendet werden, auf welcher Datenbasis sie erfolgt und ob dafür ausreichende personelle oder finanzielle Ressourcen vorhanden sind.
Gibt es Ermäßigungen?
Ja, vorgesehen sind Ermäßigungen abhängig vom Anteil von Kindern und Jugendlichen sowie mögliche Ausnahmen für Angebote für Menschen mit Behinderungen. Wie diese konkret berechnet und umgesetzt werden sollen, ist bislang offen.
Warum kritisiert der Stadtsportbund den Beschluss?
Weil Vereine und Stadtsportbund nicht ausreichend eingebunden wurden, zentrale Fragen zur Umsetzung und Evaluation ungeklärt sind und der Sport – trotz sehr geringer Haushaltsförderung – überproportional belastet wird.
Was bedeutet das für die Vereine?
Viele Vereine müssen mit zusätzlichen Kosten rechnen. Beitragserhöhungen sind oft die einzige Möglichkeit, diese aufzufangen – mit Risiken für Mitgliederentwicklung und Angebotsvielfalt.
Wie geht es weiter?
Der Stadtsportbund Halle e.V. setzt sich weiterhin für Transparenz, Dialog und faire Lösungen ein und bündelt Rückmeldungen aus den Vereinen für den weiteren Austausch mit Verwaltung und Politik.